Samstag, 29. August 2009

Schweigen spricht und positioniert



Man kann nicht nicht kommunizieren (Watzlawik)

Auch Schweigen und Nichthandeln haben Mitteilungscharakter!

Schweigen als Lüge und Betrug - wenn du an der Kasse zuviel Geld zurück bekommst, oder wenn du eine falsche Annahme deines Gegenübers (zu deinen Gunsten) nicht richtig stellst.

Schweigen als Zustimmung - wenn du ein Statement, das du hörst, oder eine Handlung, die du miterlebst nicht kommentierst, wird das als Zustimmung gewertet.
Indem du zu einem Unrecht oder einer Lüge schweigst, unterstützt du einen Täter und verrätst ein Opfer.

Schweigen aus Selbstschutz - vor Gericht zum Beispiel, um dich nicht selbst zu belasten. Oder gegenüber Vorgesetzten, indem du nicht aussprichst, was du denkst. Deinem Partner gegenüber, wenn du negative Folgen für dich vermeiden möchtest ( schadet der Beziehung enorm, wenn es nicht schon ein Symptom für eine gestörte Beziehung ist...)
Wenn der Nachbar seine Frau schlägt oder sein Tier quält und du dich bei ihm nicht unbeliebt machen willst.


Schweigen als Aufmerksamkeit - wenn du jemandem zuhörst und seine Worte auf dich wirken lässt (aktives Zuhören).

Schweigen als Überlegenheit - eine Schweigepause zum Überlegen nimmt sich nur, wer sich im Gespräch ruhig und selbstsicher fühlt. Zeugt von Souveränität und Selbstachtung, drückt Achtsamkeit und Sorgfalt für das Thema und das Gegenüber aus.

Schweigen als Druckmittel - im Kontakt mit Fremden wird Schweigen meist als unangenehm empfunden. Wer durch sein Schweigen den Gesprächspartner zum Reden bringt, wendet damit Gewalt an. Beliebt bei unfähigen Psychotherapeuten...

Schweigen als Selbsterfahrung - in sogenannten Schweigeretreats erleben Menschen einen anfangs schwer zu ertragenden direkten Kontakt mit sich selbst und sind, ihrer üblichen sozialen Interaktionsmöglichkeiten beraubt, in den schweigenden Begegnungen mit Anderen stark auf sich selbst zurück geworfen. Intensive Selbsterfahrung!

Schweigen als Gedenken - z.B. Schweigeminuten für Verstorbene. Kraftvolles Ritual!

Schweigen als Konzentration auf Eindrücke - eine Mahlzeit, ein Getränk, einen Spaziergang, einen Anblick schweigend aufnhemen und sich ganz darauf einlassen.

Schweigen als Ausdruck von Vertrauen - in guten Beziehungen besteht Vertrauen dazu, dass Schweigen frei von Negativbotschaften ist und man sich und dem Anderen nicht ständig plappernderweise zu versichern braucht, dass alles gut ist.

Schweigen aus Unsicherheit - wenn z.B. am Ende seiner Rede der Vortragende sich an sein Publikum wendet: "Hat jemand eine Frage?" ...

Schweigen als Kommunikationsverweigerung - Fragen nicht beantworten, Gesten nicht erwidern, "eisern" Schweigen und damit alle Kommunikationsangebote zurück weisen.

Schweigen als Bestrafung - elterliche Gewalt gegen Kinder und vor allem bei Frauen beliebte non-verbale Aufforderung: "Los, frag mich, was du mir angetan hast!"

Schweigen als Last - wenn das Gewissen drückt oder wenn man zugleich Opfer und einziger Zeuge ist, vom Täter aber mittels Machtgefälle zum Schweigen erpresst wurde. (Das Schweigen brechen)


Schweigen als Verdrängung - Sprechen über unangenehme, gar schlimmer, Erlebnisse re-aktiviert die schlechten Gefühle des Geschehenen. Besser: durch fühlen, verarbeiten, sich beistehen lassen, es mit jemandem teilen.


Schweigen als Gute Miene zum Bösen Spiel - wer sich nicht gegen Kränkungen wehrt, sondern mitspielt, bedient sich Anderer, um seinen Selbsthass zu delegieren. Macht depressiv, staut Wut an, die dann als subtile Gemeinheiten gegenüber Schwächeren entweichen können, bringt kurzfristige Vorteile, die mit langfristigen Nachteilen bezahlt werden müssen.

Reden ist Silber, Schweigen ist Gold?
Reden an der richtigen Stelle und Schweigen, wenn es angebracht ist, ist eine Platinmine mit Diamanten!

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