Donnerstag, 27. August 2009

Familiensystem



Die Familie, in die du geboren wurdest, war deine erste und einzige Realität.
Dein Selbstbild, deine Bindungsmuster und alle Überzeugungen, wie die Welt da draußen, "die Anderen", beschaffen seien, beruhen darauf, welche Resonanz deine Eltern dir gaben und wie sie mit einander, mit deinen Geschwistern, ihren Eltern (!) oder den "Anderen" interagierten.

Über deine Eltern floß all das zu dir weiter, was diese wiederum als kleine Kinder von ihren Eltern als selbstverständliche Wahrheiten - de facto aber natürlich ebenfalls schon übernommene und aus dem eigenen Lebenslauf geschlussfolgerte Überzeugungen - verinnerlicht hatten.





Deine Familie ist weit mehr als nur eine Anhäufung von Verwandten Personen. Die innere (Ver-)Bindung untereinander besteht aus unsichtbaren Einflüssen, aus Wirkungen aufeinander, aus Senden und empfangen von Emotionen, aus Reaktionen auf einander, die wie ein Eisberg zum größten Teil unterhalb der sichtbaren Oberfläche offen ausgelebter und ausgesprochener Emotionen und Haltungen liegen.


Das führt dazu, dass sich alle Familienmitglieder auf überwiegend versteckte Weise gegenseitig beeinflussen.
Um so mehr, je näher sie verwandt sind und am stärksten zwischen Mutter und Kind.
(Dabei scheint die Zeit im Mutterleib die schwerwiegendste zu sein. Das legen sowohl die psychologishe Forschung, als auch die in Familienaufstellungen gefundenen seelischen Realitäten nahe.)
Jeder hat an seinem Platz eine verborgene Rolle und Funktion für die Stabiliät und Funktionalität des anderen Familienmitglieder, wobei wieder gilt: je nächer der Verwandtschaftsgrad, um so größer der Einfluß solcher Bindungen aufeinander und auf das Leben des Einzelnen. Familien sind wie Mobilés....






Je tiefer man unter die Oberfläche taucht, desto mehr findet man.

Oft sind unsere Probleme gar nicht unsere Probleme, sondern Ungelöstes, nicht Bewältigtes unserer Eltern, Großeltern, Urgroßeltern u.s.w.
Traumatische Erfahrungen unserer Ahnen, die von außen auf die Familie einwirkten, wie Krieg oder Armut, ziehen weitere Traumen nach sich. Vergewaltigte Frauen geben ihren Selbsthass und Selbstekel, die Abscheu vor Männern an ihre Töchter weiter und sind, auch durch die Unfähigkeit, diese Erfahrung anders als durch Verdrängung, Leugnung und Gefühlstaubheit zu bewältigen, oft nicht in der Lage, ihre Töchter zu schützen.
Traumatisierte Soldaten kehrten als vor Schmerz, Schuld oder Überlebensscham halb verrückte, vielleicht seelisch gar nicht anwesende, Väter und Partner in die Familien zurück.
Heimatverlust, finanzieller Ruin durch Misswirtschaft, Betrug oder Inflation, und andere äußere Gewalteinwirkungen, stürzten Familien in Krisen, die nur notdürftig überlebbar, aber nicht integrierbar waren. Frauen starben allzu früh im Kindbett, Babies und Kleinkinder an Krankheiten, die wir heute zum Glück gar nicht mehr kennen.

Die Folgen solcher Ereignisse können sich durch viele Generationen ziehen. Fatalerweise ziehen Traumen weitere Traumen nach sich.

Den Teufelskreis durchbrechen


kann man, wenn es gelingt, sich mit Liebe und Achtung aus den Verstrickungen zu lösen,

eine dysfunktionale Rolle, z.B. als Mutter einer bedürftigen Mutter, als Prügelknabe an Stelle von Vater's gewalttägigem Vater, als schwarzes Schaf, wie Großonkel Theodor oder "leichtes Mädchen" wie Großmutter Rosa, die grade noch rechtzeitig unter die Haube kam, ehe ihre Schwangerschaft zu sehen war, vielleicht als "Unglücksrabe" wie Onkel Uwe, der von einem betrunkenen Fahrer gerammt und tödlich verletzt wurde...

zu erkennen und die Zuständigkeiten in jeder Hinsicht an die Ahnen zurück zu geben.


Interessanterweise zeigen diese sich sehr erfreut, wenn ein verstrickter Nachfahre sich aus ihrem Schicksal heraus hält, es achtet und ihnen zumutet/zutraut, das Ihre auch selbst zu tragen,

und sich fortan nur um sein Eigenes zu kümmern verspricht.

Fotos: artfavour.com

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