Montag, 2. August 2010

Das Anliegen


§ 1
Als Klient hast du das Recht, völlig verknotet zu sein.



Als Aufstellungsleiterin werbe ich ja gerade damit, dass ich mit dieser Methode und unter Verwendung von Personen als Stellvertreter, komplexe Probleme auf einen Blick sichtbar machen kann.
Mehr noch: Gerade die unsichtbar, allenfalls an ihren Folgen erkennbaren, Wirk-lichkeiten, an die du selbst gar nicht heran kommst, werden erkennbar, ist das Problem erst einmal in den Raum gestellt.

(Vorher kann die niemand kennen - nicht mal erfahrene Aufstellungsleiter. Behauptet einer etwas Anderes, sei auf der Hut!)

Wenn du also dein Anliegen, deinen Veränderungswunsch, deinen Auftrag an mich (noch) nicht auf den Punkt bringen kannst, entspann dich - das ist völlig in Ordnung!


§ 2
Die Auftragsklärung ist eine hohe Kunst - und Sache des Aufstellungsleiters.

Belaste mich ruhig ein wenig als deine Dienstleisterin. Wenn du zu weit ausuferst, fange ich dich liebevoll ein. Wenn du mir dein Problem in glühenden Farben ausführlich zu beschreiben versuchst, unterbreche ich dich respektvoll, denn sonst sitze ich bald neben dir und bin genauso beeindruckt von deinem Problem und genauso ratlos, wie du.
Wenn du einfach nicht greifen kannst, worum es geht, dann geht es vielleicht genau darum - um etwas nicht Greifbares. Dann arbeiten wir damit.
Vielleicht ist es etwas Unaussprechliches - auch das lässt sich ausdrücken.

Oft re-inszeniert sich das Thema schon während des "Lösungsinterview"s, insbesondere dann, wenn es ein Schatten-, Tabu- oder ein abgespaltenes Thema ist. Auch kann es passieren, dass du unbemerkt und auch ganz sicher ungewollt auf mich projizierst, was schon zum Anliegen gehört. Auch damit muss ich umgehen können und uns beide davor bewahren, auf eurer Familienseife aus zu rutschen.

Sehr wichtig, und dabei brauche ich ein wenig deine Hilfe, ist, dass wir es bemerken, wenn du dissoziierst. Meistens merke ich das, aber nicht immer.
Falls wir das nicht merken, stellst du aus dem Überlebensmuster heraus auf und die Aufstellung erreicht dich nicht wirklich.

§ 3
Du hast das Recht, nicht aufzustellen.


Auch wenn du große Hoffnungen auf diesen Tag, diese Aufstellung, diese Methode gelegt hast: Im Zweifelsfall sag "Nein".
Das ist in erster Linie ein Nein zu dir selbst und ein Nein zum Zweitbesten, zum Trostpreis, zur Frustration.
Es könnte dir im ersten Moment sehr schwer fallen, das Interview abzubrechen, zu sagen, dass du erst mal nicht weiter machen möchtest.
Und es ist eine fantastische Chance, auch für mich als deine Aufstellungsleiterin, wenn du diese Kraft aufbringst!

§ 4
Wenn es dir schwer fällt, dich abzugrenzen, Nein zu sagen oder zu spüren, wo deine Grenzen sind, dann ist das

Das Anliegen.


***

Auf Wiedersehen im Atelier für Lebensgestaltung,
Schorndorf,
Telefon 07181/ 4962019

zum Schnupperabend am 25. August
oder
zum Wochenendseminar 11.+12. September 2010

***
Foto: kostenlos-foto.de




Sonntag, 13. September 2009

Bitte


Die Bitte an Andere kann eines der wichtigsten Bedürnisse von Menschen erfüllen:
Zum Wohlergehen von anderen Menschen beizutragen.
Deine Bitte um einen Gefallen kann anderen Menschen ein Geschenk machen.
Besonders wenn du in folgender Haltung an sie herantrittst:

(nach M.B. Rosenberg)
"Ich wäre dir dankbar, wenn du in dich hineinspürtest, im ganz sicher zu sein,
dass dich keines der folgenden Motive dazu bewegt, meiner Bitte zu entsprechen:

- Furcht vor meiner Reaktion, falls du meine Bitte nicht erfüllst,
- Hoffnung, dass ich dich mehr liebe, wenn du sie erfüllst,
- Schuld oder Scham, wenn du meiner Bitte nicht entsprichst,
- die Vorstellung, es sei deine Pflicht oder Aufgabe.

Das Leben ist zu kurz, um irgendetwas unter diesen Umständen füreinander zu tun!

Erfülle meine Bitte nur, wenn du es mit Freude tust, und wenn es deine Welt schöner sein lässt.
(aus "Praktische Selbst-Empathie" von Gerlinde Ruth-Fritsch)



Sonntag, 30. August 2009

Natur und Bewegung


Wirklich jedes Befinden bessert sich spürbar

durch einen Spaziergang. Idealerweise bewegst du dich durch intakte Natur, durch Landschaften, deren Anblick dir Freude macht.
Bereits nach zwanzig Minuten Gehen in entspannt-zügigem Tempo bist du in einem neuen Zustand.
Du spürst dich, dein Geist ist mit schönen Bildern gefüllt, deine Sinne sind mit Wohltuendem versorgt.

Vielleicht nimmst du wahr,


wenn du an einem besonderen Ort angekommen bist. Manche Orte machen dich auf sich aufmerksam, indem sie deinen Blick auf ein besonderes Detail lenken.
Vielleicht bekommst du einfach Lust auf eine Gehpause und entdeckst ein Plätzchen, an dem du dich setzen möchtest.
Gewässer sind für die meisten Menschen sehr anziehend. Ein stiller See kann dich ganz aus deiner üblichen Zeitwahrnehmung holen. Ein plätschernder Bach untermalt die Stille um dich herum...

Die Inspiration durch einen besonderen Platz in der Natur

beschert dir vielleicht eine überraschende Eingebung, eine Lösung, die du vorher nicht gesehen hattest, vielleicht kommt dir ein Mensch in den Sinn, an den du lange nicht gedacht hast.
Vielleicht findest du zurück zu Träumen, die du einmal hattest, oder dir fällt plötzlich auf, dass du schon länger nicht mehr an einen Menschen gedacht hast, dessen Fehlen du einst glaubtest, niemals ertragen zu können.

Genieße das Geschenk, das ein Ort dir macht.


Zum Beispiel indem du dich mit Dankbarkeit der Geborgenheit oder der inneren Ruhe oder einem anderen guten Gefühl hingibst.

Wenn du magst,

werde kreativ. Bau etwas Schönes aus dem Material, das du vorfindest, oder dekoriere mit Steinen, Zapfen oder Laub. Hast du als Kind vielleicht ein Lieblingsspiel in der Natur gekannt? Ich habe immer diese kleinen Behausungen für Zwerge und Feenwesen, die ich aus Märchen kannte, gebaut.
In Baumwurzeln eingebettet mit kleinen Zäunchen drumherum, Möbel aus kleinen Steinen, Ästchen und Moosstückchen...

Vergängliche Kunstwerke schaffen


ist eine wunderschöne Art und Weise, eine Ort zu verändern, einen Eindruck zum Ausdruck zu bringen, etwas ganz Selbstvergessen nur um seiner selbst willen zu schaffen und es sogleich wieder los zu lassen.
Die Erinnerung an einen besonderen Augenblick nimmst du mit. Das Bild von deinem Werk als Foto kann dich an die Freude erinnern, die du beim Schöpferisch sein hattest und an diesen Moment des freudigen Erstaunens über ein Werk, das dir spiegelt, wie viel Schönes in dir ist.


Nur zwanzig Minuten


zügige, lockere Bewegung in der Natur - danach ist alles besser.

Samstag, 29. August 2009

Schweigen spricht und positioniert



Man kann nicht nicht kommunizieren (Watzlawik)

Auch Schweigen und Nichthandeln haben Mitteilungscharakter!

Schweigen als Lüge und Betrug - wenn du an der Kasse zuviel Geld zurück bekommst, oder wenn du eine falsche Annahme deines Gegenübers (zu deinen Gunsten) nicht richtig stellst.

Schweigen als Zustimmung - wenn du ein Statement, das du hörst, oder eine Handlung, die du miterlebst nicht kommentierst, wird das als Zustimmung gewertet.
Indem du zu einem Unrecht oder einer Lüge schweigst, unterstützt du einen Täter und verrätst ein Opfer.

Schweigen aus Selbstschutz - vor Gericht zum Beispiel, um dich nicht selbst zu belasten. Oder gegenüber Vorgesetzten, indem du nicht aussprichst, was du denkst. Deinem Partner gegenüber, wenn du negative Folgen für dich vermeiden möchtest ( schadet der Beziehung enorm, wenn es nicht schon ein Symptom für eine gestörte Beziehung ist...)
Wenn der Nachbar seine Frau schlägt oder sein Tier quält und du dich bei ihm nicht unbeliebt machen willst.


Schweigen als Aufmerksamkeit - wenn du jemandem zuhörst und seine Worte auf dich wirken lässt (aktives Zuhören).

Schweigen als Überlegenheit - eine Schweigepause zum Überlegen nimmt sich nur, wer sich im Gespräch ruhig und selbstsicher fühlt. Zeugt von Souveränität und Selbstachtung, drückt Achtsamkeit und Sorgfalt für das Thema und das Gegenüber aus.

Schweigen als Druckmittel - im Kontakt mit Fremden wird Schweigen meist als unangenehm empfunden. Wer durch sein Schweigen den Gesprächspartner zum Reden bringt, wendet damit Gewalt an. Beliebt bei unfähigen Psychotherapeuten...

Schweigen als Selbsterfahrung - in sogenannten Schweigeretreats erleben Menschen einen anfangs schwer zu ertragenden direkten Kontakt mit sich selbst und sind, ihrer üblichen sozialen Interaktionsmöglichkeiten beraubt, in den schweigenden Begegnungen mit Anderen stark auf sich selbst zurück geworfen. Intensive Selbsterfahrung!

Schweigen als Gedenken - z.B. Schweigeminuten für Verstorbene. Kraftvolles Ritual!

Schweigen als Konzentration auf Eindrücke - eine Mahlzeit, ein Getränk, einen Spaziergang, einen Anblick schweigend aufnhemen und sich ganz darauf einlassen.

Schweigen als Ausdruck von Vertrauen - in guten Beziehungen besteht Vertrauen dazu, dass Schweigen frei von Negativbotschaften ist und man sich und dem Anderen nicht ständig plappernderweise zu versichern braucht, dass alles gut ist.

Schweigen aus Unsicherheit - wenn z.B. am Ende seiner Rede der Vortragende sich an sein Publikum wendet: "Hat jemand eine Frage?" ...

Schweigen als Kommunikationsverweigerung - Fragen nicht beantworten, Gesten nicht erwidern, "eisern" Schweigen und damit alle Kommunikationsangebote zurück weisen.

Schweigen als Bestrafung - elterliche Gewalt gegen Kinder und vor allem bei Frauen beliebte non-verbale Aufforderung: "Los, frag mich, was du mir angetan hast!"

Schweigen als Last - wenn das Gewissen drückt oder wenn man zugleich Opfer und einziger Zeuge ist, vom Täter aber mittels Machtgefälle zum Schweigen erpresst wurde. (Das Schweigen brechen)


Schweigen als Verdrängung - Sprechen über unangenehme, gar schlimmer, Erlebnisse re-aktiviert die schlechten Gefühle des Geschehenen. Besser: durch fühlen, verarbeiten, sich beistehen lassen, es mit jemandem teilen.


Schweigen als Gute Miene zum Bösen Spiel - wer sich nicht gegen Kränkungen wehrt, sondern mitspielt, bedient sich Anderer, um seinen Selbsthass zu delegieren. Macht depressiv, staut Wut an, die dann als subtile Gemeinheiten gegenüber Schwächeren entweichen können, bringt kurzfristige Vorteile, die mit langfristigen Nachteilen bezahlt werden müssen.

Reden ist Silber, Schweigen ist Gold?
Reden an der richtigen Stelle und Schweigen, wenn es angebracht ist, ist eine Platinmine mit Diamanten!

Donnerstag, 27. August 2009

Familiensystem



Die Familie, in die du geboren wurdest, war deine erste und einzige Realität.
Dein Selbstbild, deine Bindungsmuster und alle Überzeugungen, wie die Welt da draußen, "die Anderen", beschaffen seien, beruhen darauf, welche Resonanz deine Eltern dir gaben und wie sie mit einander, mit deinen Geschwistern, ihren Eltern (!) oder den "Anderen" interagierten.

Über deine Eltern floß all das zu dir weiter, was diese wiederum als kleine Kinder von ihren Eltern als selbstverständliche Wahrheiten - de facto aber natürlich ebenfalls schon übernommene und aus dem eigenen Lebenslauf geschlussfolgerte Überzeugungen - verinnerlicht hatten.





Deine Familie ist weit mehr als nur eine Anhäufung von Verwandten Personen. Die innere (Ver-)Bindung untereinander besteht aus unsichtbaren Einflüssen, aus Wirkungen aufeinander, aus Senden und empfangen von Emotionen, aus Reaktionen auf einander, die wie ein Eisberg zum größten Teil unterhalb der sichtbaren Oberfläche offen ausgelebter und ausgesprochener Emotionen und Haltungen liegen.


Das führt dazu, dass sich alle Familienmitglieder auf überwiegend versteckte Weise gegenseitig beeinflussen.
Um so mehr, je näher sie verwandt sind und am stärksten zwischen Mutter und Kind.
(Dabei scheint die Zeit im Mutterleib die schwerwiegendste zu sein. Das legen sowohl die psychologishe Forschung, als auch die in Familienaufstellungen gefundenen seelischen Realitäten nahe.)
Jeder hat an seinem Platz eine verborgene Rolle und Funktion für die Stabiliät und Funktionalität des anderen Familienmitglieder, wobei wieder gilt: je nächer der Verwandtschaftsgrad, um so größer der Einfluß solcher Bindungen aufeinander und auf das Leben des Einzelnen. Familien sind wie Mobilés....






Je tiefer man unter die Oberfläche taucht, desto mehr findet man.

Oft sind unsere Probleme gar nicht unsere Probleme, sondern Ungelöstes, nicht Bewältigtes unserer Eltern, Großeltern, Urgroßeltern u.s.w.
Traumatische Erfahrungen unserer Ahnen, die von außen auf die Familie einwirkten, wie Krieg oder Armut, ziehen weitere Traumen nach sich. Vergewaltigte Frauen geben ihren Selbsthass und Selbstekel, die Abscheu vor Männern an ihre Töchter weiter und sind, auch durch die Unfähigkeit, diese Erfahrung anders als durch Verdrängung, Leugnung und Gefühlstaubheit zu bewältigen, oft nicht in der Lage, ihre Töchter zu schützen.
Traumatisierte Soldaten kehrten als vor Schmerz, Schuld oder Überlebensscham halb verrückte, vielleicht seelisch gar nicht anwesende, Väter und Partner in die Familien zurück.
Heimatverlust, finanzieller Ruin durch Misswirtschaft, Betrug oder Inflation, und andere äußere Gewalteinwirkungen, stürzten Familien in Krisen, die nur notdürftig überlebbar, aber nicht integrierbar waren. Frauen starben allzu früh im Kindbett, Babies und Kleinkinder an Krankheiten, die wir heute zum Glück gar nicht mehr kennen.

Die Folgen solcher Ereignisse können sich durch viele Generationen ziehen. Fatalerweise ziehen Traumen weitere Traumen nach sich.

Den Teufelskreis durchbrechen


kann man, wenn es gelingt, sich mit Liebe und Achtung aus den Verstrickungen zu lösen,

eine dysfunktionale Rolle, z.B. als Mutter einer bedürftigen Mutter, als Prügelknabe an Stelle von Vater's gewalttägigem Vater, als schwarzes Schaf, wie Großonkel Theodor oder "leichtes Mädchen" wie Großmutter Rosa, die grade noch rechtzeitig unter die Haube kam, ehe ihre Schwangerschaft zu sehen war, vielleicht als "Unglücksrabe" wie Onkel Uwe, der von einem betrunkenen Fahrer gerammt und tödlich verletzt wurde...

zu erkennen und die Zuständigkeiten in jeder Hinsicht an die Ahnen zurück zu geben.


Interessanterweise zeigen diese sich sehr erfreut, wenn ein verstrickter Nachfahre sich aus ihrem Schicksal heraus hält, es achtet und ihnen zumutet/zutraut, das Ihre auch selbst zu tragen,

und sich fortan nur um sein Eigenes zu kümmern verspricht.

Fotos: artfavour.com

Mittwoch, 26. August 2009

Dein Selbstbild


Vermutlich ist dir nicht bewusst, dass du ein bezaubernder, liebenswerter, interessanter Mensch bist.
Wie fühlst du dich, wenn dir jemand sagt, dass ihm etwas an dir sehr gut gefällt, er deine Gesellschaft genießt oder jemand dir zu einem Erfolg gratuliert?

Ich wette, du hältst unwillkürlich die Luft an, überlegst kurz, ob das ernst gemeint ist, checkst, ob der Andere möglicherweise etwas von dir will und quetschst dann irgendwas heraus wie "Wirklich?", "Ach das ist doch nichts Besonderes." oder " ...ähm Danke".

Wer nicht bewusst mit positiver Resonanz umzugehen gelernt hat, wird leicht verlegen oder widerspricht sogar.
Schau dir mal an, wie Schauspieler am Ende eines Stückes ihren Applaus entgegen nehmen. Sie geben dem Publikum die Möglichkeit, seiner Freude und Dankbarkeit auszudrücken indem sie ihn wirklich nehmen. Sie zweifeln nicht an der Aufrichtigkeit des Beifalls und kommen auch nicht auf die Idee, für diesen Beifall könnte eine Gegenleistung eingefordert werden.


Der Schwabe sagt: "Ned g'schempft isch g'loobt g'nuug!"

Aber da irrt er.

Tatsächlich ist positives feedback essentiell wichtig für ein gutes Selbstbild. Dieses gute Selbstbild fördert Vertrauen in sich und andere und unterfüttert das Selbstvertrauen in Krisen und Konflikten.
So sorgt es indirekt sogar für eine gute Problemlösungsfähigkeit, trägt zur friedlichen Konfliktbewältigung bei und hilft, Verluste und Niederlagen schneller und leichter zu verarbeiten.


Warum wird dann nicht mehr Positives ausgesprochen?
Warum misstrauen wir häufig einem Kompliment?
Wie kommen wir auf die Schwachsinnsidee, uns für die guten Gefühle, die wir in anderen auslösen, revanchieren zu müssen?

Hier eine Auswahl möglicher Gründe:

Viele von uns haben als Kinder erlebt

- sich Zuwendung durch Leistung und Wohlverhalten verdienen zu müssen
- hinterrücks in etwas hineingelobt zu werden
- dass Tadel mit der Einleitung "Du bist ja recht brav gewesen, aber..." begann.
- dass gute Worte ohne Gefühl oder sogar mit gegenläufigen Stimmungen gesprochen wurden, z.B. Trauer, Mitleid oder Neid
- dass unausgesprochen eine Gegenleistung gefordert war
- dass sie beschämt wurden, ihre guten Eigenschaften nicht angewandt zu haben

Für viele Christen gilt es als eitel, sich der eigenen Vorzüge zu erfreuen und als Sünde, stolz auf die eigenen Leistungen zu sein.

Dämliche Zeitgenossen verwechseln schon mal ein gönnerhaftes Lob, mit dem sie sich in eine Überlegenheitsposition bringen mit einem echten Kompliment...

Ein positives Feedback stellt für einen Moment Nähe her, was nicht für jeden wirklich leicht auszuhalten ist.

Positives Feedback geben ist eine Selbstoffenbarung - auch das nicht jedermanns Sache...

Dabei ist der Ausdruck eines freudigen Eindruck nichts, was zurück gehalten oder verheimlicht werden sollte.
Niemand wird größenwahnsinnig, wenn er erfährt, was andere an ihm mögen oder bewundern.
Jeder, der ausdrückt, was ihm positiv auffällt, nimmt es dadurch auch selbst deutlicher wahr, was die Tagesbilanz aus positiven und negativen Erlebnissen deutlich realistischer macht.
Keiner vergibt sich etwas, wenn er mehr anerkennt als anerkannt wird. Merkt aber vielleicht, dass er sich zu oft in schlechter Gesellschaft befindet, wenn er a) wenig Gutes gespiegelt bekommt und b) wenig Gutes findet, das er mitteilen könnte.

Und noch etwas ist interessant: Wir sehen an Anderen nichts, was wir nicht selbst in uns hätten. Wir würden es sonst gar nicht erkennen können!
Daher ist die bewusste Wahrnehmung des Guten auch ein Spiegel deines Inneren und du siehst im Anderen deine eigene Herzens-Schönheit.

Vor allem schau aufmerksam zurück, wenn dich ein Baby oder Kleinkind anschaut, denn die sehen und spiegeln noch mit unverdorbener Aufrichtigkeit.

Dienstag, 25. August 2009

Übermorgen glücklich?


Auf welches Ereignis lebst du zu, im Glauben, mit diesem Ereignis werden sich bei dir gute Gefühle einstellen?

Na komm...
Hand auf's Herz....
Sei ehrlich zu dir - es lohnt sich.

Ist es der nächste Urlaub? Oder die nächste Begegnung mit einem bestimmten Menschen? Vielleicht die Hoffnung auf einen Geldgewinn in der Lotterie?
Das neue Auto, auf das du sparst?

Es wird nicht funktionieren. Natürlich kannst du Glück haben und Geld gewinnen. Selbstverständlich kann es schön werden mit Person X. Vermutlich wirst du dir ein neues Auto kaufen können, wenn du lange genug gespart hast, und der nächste Urlaub kommt bestimmt.

Aber hast du je erlebt, dass die Erwartungen, die du in Bezug auf dieses zukünftige Ereignis hegtest, sich erfüllt hätten?

Hat es sich je gelohnt, den Alltag, wie er war, zu ertragen und die guten Gefühle zu verschieben?

Denn genau das passiert, während du auf sie wartest: Du versäumst es währenddessen, glücklich zu sein.
Der Glaubenssatz: "Ich werde glücklich sein, wenn..." hat den Nebensatz "...aber nicht jetzt."
Im besten Fall vergeudest du wertvolle Lebenszeit in immer anderen Warteschleifen. Im Schlimmsten wirst du enttäuscht sein, wenn es sich dann dereinst, am Tag X, doch ganz anders anfühlt als ertäumt. Wenn der Urlaub ein Desaster ist oder viel zu schnell vorbei, vielleicht fade, weil du einfach nicht weisst, wie man in der Gegenwart gut lebt.
Das neue Auto wird schnell gewöhnlich, und vom Neid der Nachbarn kann man auch nicht lange zehren.

Dieses Verschieben des guten Lebens auf einen späteren Zeitpunkt hat gute Gründe aber keine gute Wirkung.

Da gibt es diesen magischen Glauben, du könntest einen Anspruch auf Glück erwerben, wenn du es dir zuerst versagst.
Sowas wie ein angespartes Guthaben...

Beliebt bei Menschen, die sich für so wertlos halten, dass sie sich alles Gute erst mal verdienen müssen.



Und es gibt diesen Selbstbetrug, dieses sich um sich selbst und seine Wahrheit herum Mogeln. Damit dir nicht auffällt, dass du dich gar nicht selbst glücklich machen kannst oder willst.

Würdest du das an dich heran lassen, müsstest du nämlich noch eine Ebene tiefer in dich gehen. Dich erforschen:
Bist du überhaupt erwachsen geworden und sorgst in jeder Hinsicht für dich sebst, oder bist du immer noch abhängig von der Zuwendung und Liebe anderer?
Bist du ein verletztes Kind, das innerlich immer noch leidend vor den Eltern steht? So lange, bis sie dich endlich sehen, nehmen, heile machen?

Bist du ein Opfer, das glaubt, aufgrund seiner Schmerzen und Entbehrungen einen Anspruch auf Wiedergutmachung durch die Welt und das Schicksal erworben zu haben? Beharrst du darauf und weigerst dich, etwas anderes zu tun bis die Welt und das Schicksal sich endlich einsichtig zeigen und dir geben, was du glaubst, dass dir zustünde?

Am wahrscheinlichsten ist, dass du ganz einfach nie gelernt hast, wie schön das Leben die ganze Zeit schon ist, und was du tun kannst, um das zu erkennen.
Dafür gibt es ja auch nur in den allerwenigsten Familien eine Kultur. Und meist machen wir grad so weiter, wie wir das mal gelernt haben: Kaufen, Ablenken, auf eine bessere Zukunft hoffen, auf Märchenprinzen und -prinzessinnen warten, oder wenigstens auf ein besseres Leben nach dem Tod.

Spricht etwas dagegen, jetzt gleich glücklich zu sein?
Falls nicht, finde heraus, was du jetzt brauchst und gib es dir. Tu es für dich. Sei gütig und fürsorglich zu dir.
Erkenne das Schöne, das dich umgibt.
Mach jemandem eine Freude (aber ohne Erwartungen an dessen Dank - tu es für dich, einfach weil du es kannst!)
Umarme einen Baum.
Beobachte glückliche Menschen und finde heraus, was sie anders machen als du.
Beobachte unglückliche Menschen und frage dich, inwiefern du es ebenso machst, wie sie.
Achte darauf, wann du glücklich bist und merke dir, wie du das geschafft hast.
Mogle nicht! Glück aus zweiter Hand, also von anderen Menschen gemacht, gilt nicht.
Sprich jeden positiven Gedanken laut aus.
Bedanke dich jeden Abend beim Einschlafen für den zurück liegenden Tag.

Verzeih dir immer wieder, wenn dich die Bequemlichkeit oder der Selbsthass, deine Dummheit oder deine irrsinnigen Zukunftshoffnungen davon abgehalten haben, das Leben zu genießen.

Ändere dein Leben, falls nötig.

(Foto: oldskoolman.de)