Mittwoch, 26. August 2009

Dein Selbstbild


Vermutlich ist dir nicht bewusst, dass du ein bezaubernder, liebenswerter, interessanter Mensch bist.
Wie fühlst du dich, wenn dir jemand sagt, dass ihm etwas an dir sehr gut gefällt, er deine Gesellschaft genießt oder jemand dir zu einem Erfolg gratuliert?

Ich wette, du hältst unwillkürlich die Luft an, überlegst kurz, ob das ernst gemeint ist, checkst, ob der Andere möglicherweise etwas von dir will und quetschst dann irgendwas heraus wie "Wirklich?", "Ach das ist doch nichts Besonderes." oder " ...ähm Danke".

Wer nicht bewusst mit positiver Resonanz umzugehen gelernt hat, wird leicht verlegen oder widerspricht sogar.
Schau dir mal an, wie Schauspieler am Ende eines Stückes ihren Applaus entgegen nehmen. Sie geben dem Publikum die Möglichkeit, seiner Freude und Dankbarkeit auszudrücken indem sie ihn wirklich nehmen. Sie zweifeln nicht an der Aufrichtigkeit des Beifalls und kommen auch nicht auf die Idee, für diesen Beifall könnte eine Gegenleistung eingefordert werden.


Der Schwabe sagt: "Ned g'schempft isch g'loobt g'nuug!"

Aber da irrt er.

Tatsächlich ist positives feedback essentiell wichtig für ein gutes Selbstbild. Dieses gute Selbstbild fördert Vertrauen in sich und andere und unterfüttert das Selbstvertrauen in Krisen und Konflikten.
So sorgt es indirekt sogar für eine gute Problemlösungsfähigkeit, trägt zur friedlichen Konfliktbewältigung bei und hilft, Verluste und Niederlagen schneller und leichter zu verarbeiten.


Warum wird dann nicht mehr Positives ausgesprochen?
Warum misstrauen wir häufig einem Kompliment?
Wie kommen wir auf die Schwachsinnsidee, uns für die guten Gefühle, die wir in anderen auslösen, revanchieren zu müssen?

Hier eine Auswahl möglicher Gründe:

Viele von uns haben als Kinder erlebt

- sich Zuwendung durch Leistung und Wohlverhalten verdienen zu müssen
- hinterrücks in etwas hineingelobt zu werden
- dass Tadel mit der Einleitung "Du bist ja recht brav gewesen, aber..." begann.
- dass gute Worte ohne Gefühl oder sogar mit gegenläufigen Stimmungen gesprochen wurden, z.B. Trauer, Mitleid oder Neid
- dass unausgesprochen eine Gegenleistung gefordert war
- dass sie beschämt wurden, ihre guten Eigenschaften nicht angewandt zu haben

Für viele Christen gilt es als eitel, sich der eigenen Vorzüge zu erfreuen und als Sünde, stolz auf die eigenen Leistungen zu sein.

Dämliche Zeitgenossen verwechseln schon mal ein gönnerhaftes Lob, mit dem sie sich in eine Überlegenheitsposition bringen mit einem echten Kompliment...

Ein positives Feedback stellt für einen Moment Nähe her, was nicht für jeden wirklich leicht auszuhalten ist.

Positives Feedback geben ist eine Selbstoffenbarung - auch das nicht jedermanns Sache...

Dabei ist der Ausdruck eines freudigen Eindruck nichts, was zurück gehalten oder verheimlicht werden sollte.
Niemand wird größenwahnsinnig, wenn er erfährt, was andere an ihm mögen oder bewundern.
Jeder, der ausdrückt, was ihm positiv auffällt, nimmt es dadurch auch selbst deutlicher wahr, was die Tagesbilanz aus positiven und negativen Erlebnissen deutlich realistischer macht.
Keiner vergibt sich etwas, wenn er mehr anerkennt als anerkannt wird. Merkt aber vielleicht, dass er sich zu oft in schlechter Gesellschaft befindet, wenn er a) wenig Gutes gespiegelt bekommt und b) wenig Gutes findet, das er mitteilen könnte.

Und noch etwas ist interessant: Wir sehen an Anderen nichts, was wir nicht selbst in uns hätten. Wir würden es sonst gar nicht erkennen können!
Daher ist die bewusste Wahrnehmung des Guten auch ein Spiegel deines Inneren und du siehst im Anderen deine eigene Herzens-Schönheit.

Vor allem schau aufmerksam zurück, wenn dich ein Baby oder Kleinkind anschaut, denn die sehen und spiegeln noch mit unverdorbener Aufrichtigkeit.

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